Fragen an die Bürgermeisterkandidaten (1)

Bürgermeisterwahl in Stahnsdorf am 3. März 2024

Im Vorfeld haben wir allen drei Kandidaten – Bernd Albers (BfB), Richard Kiekebusch (CDU), Tina Reich (SPD) – Fragen gestellt, die uns freundlicherweise beantwortet wurden.
Lesen Sie hier die Fragen und Antworten, jeweils in alphabetischer Reihenfolge der Kandidaten.
Aufgrund des Textumfangs haben wir diesen Beitrag geteilt. Teil 2 erscheint am 31.1.2024.
2024 01 30

1. Auf vielen Wahlplakaten ist von der Zukunft für Stahnsdorf zu lesen. Wie definieren Sie diese konkret?

B. Albers:
Stahnsdorf soll eine überschaubare Gemeinde bleiben. Mit Orten der Kommunikation und Identifikation. Hier haben wir Nachholbedarf. Ein Bürgerhaus am Dorfplatz und später ein Bürgersaal wären ein Anfang.

R. Kiekebusch:
Der Begriff Zukunft ist natürlich ein etwas abstrakter Begriff. Wir Stahnsdorfer haben jedoch jetzt in den nächsten Monaten die einmalige Chance, die Entwicklung und das Leben von Stahnsdorf der nächsten 20 bis 40 Jahre zu gestalten und zu prägen. Daran möchte ich mitgestalten und den Stahnsdorfern das Angebot machen, mit mir gemeinsam jetzt die Grundlage zu schaffen, damit wir auch in 20 Jahren ein Stahnsdorf vorfinden, in dem wir gerne leben, und wohlfühlen, unsere Kinder behütet aufwachsen und in Würde alt werden können.

T. Reich:
Stahnsdorf wächst, und wir dürfen uns diesem Wachstum nicht verschließen. Gleichzeitig heißt es moderne Möglichkeiten anzuwenden. Unter anderem sehe ich da die Nutzung aus der Klärwerksabwärme für Wohnbebauung, Begrünung von Dächern und Hausfassaden, die sogenannte Schwammstadt unter Nutzung der Regenwasserspeicherung. Aber vor allem dürfen wir dabei nicht den sozialverträglichen barrierefreien bzw. -armen, generationsübergreifenden Wohnungsbau vergessen. Dazu ist es wichtig, Investoren zur sinnvollen Mitgestaltung der Gemeinde anzuregen und moderne Städtebauliche Verträge zu schließen und bestehende Bebauungspläne zu überarbeiten. Im Hinblick auf das zu erschließende S-Bahnumfeld, ist es mir wichtig umsichtig und zukunftsorientiert zu planen, die Entscheidungen selbst in die Hand nehmen und nicht durch Externe abnehmen lassen.


2. Drei Fragen Zur Wohnungs- und Verkehrsentwicklung:
S-Bahn-Anbindung – zwei Bahnhofsumfelder müssen entwickelt werden, dazu kommen der Waggon-„Parkplatz“ in der Sputendorfer Straße und weitere Baugebiete.

Wieviel Grün kann wirklich noch erhalten werden?


B. Albers: Stahnsdorf soll seinen Charakter als liebens- und lebenswerter Ort bewahren. Auch weiterhin möchte ich unsere innerörtlichen Grünflächen erhalten. Neue Grünzüge müssen die vorhandenen ergänzen, um unser Mikroklima positiv zu beeinflussen. Hierzu gehört auch, keine neuen Wohngebiete über die bereits geplanten hinaus zu errichten.

R. Kiekebusch:
Ich möchte so viele Grünzüge und Stahnsdorfs grünen Charakter wie möglich erhalten. Natürlich ist jede Ansiedlung und Entwicklung ein ständiges Abwägen von Interessen und Zielstellungen. Natürlich haben wir auch die Möglichkeit darauf Einfluss zu nehmen, dass in den neu ausgewiesenen Quartieren grüne Oasen entstehen. Außerdem sind für mich die Rieselfelder ein weiterer Rückzugsort für Flora und Fauna und müssen auf jeden Fall auch in Zukunft diese Funktion übernehmen.

T. Reich:
Mit Entwicklung des S-Bahnumfeldes wird die Gemeinde vor großen Aufgaben gestellt. Nach wie vor werde ich mich für eine Troglage einsetzen. Es ist wichtig, dass die vorhandenen Grünzüge geschützt werden, bzw. neue entstehen, ebenso werde ich mich für Wildbrücken einsetzen. Aus den vorgenannten Gründen ist es uns wichtig, den Endbahnhof Sputendorfer Straße als grünen Bahnhof zu entwickeln. Keine großen Park- & Ride-Flächen oder einen großen Busbahnhof. Hier droht der Sputendorfer Straße ein Verkehrskollaps und ich sehe auch Sicherheitsbedenken für die Schul- und Radwege. Der Verkehr muss sinnvoll über die L77 an die Iserstraße herangeführt werden, hier bestehen die Verbindungen nach Potsdam und Berlin. Auch mit Mikroparks kann das Umfeld gut aufgewertet werden.

Zuzug, der zwangsläufig auch mehr Pkw in die Gemeinde bringt, ohne Ende?

B. Albers:
Nein. Wir brauchen nicht noch ein Wohngebiet nach dem anderen. Mit 13.000 Einwohnern ist allein Stahnsdorf Ort schon beachtlich gewachsen. Im Jahre 1993 hatte Stahnsdorf lediglich 5.800 Einwohner. Ein weiteres Wachstum in diesen Dimensionen würde erneut unsere soziale Infrastruktur überfordern und zu mehr Anonymität führen. Das kann keiner wollen. Die S-Bahn wird allerdings nicht auf dem Feld enden können, sondern benötigt ein Umfeld, das ein Mobilitätshub und eine Aufenthaltsqualität bietet. In unserem mit großer Bürgerbeteiligung entstandenen Gemeindeentwicklungskonzept sind dort neben einem Supermarkt, einem Grünzug u.a. auch Wohnungen vorgesehen. Der Verkehr aus diesem Gebiet wird jedoch auf die Ortsumgehung L 77 geleitet, wenn die Bewohner nicht gleich die S-Bahn oder den Bus vor ihrer Haustür nutzen.

R. Kiekebusch:
Durch die Anbindung an die S-Bahn wird sich die gesamte Struktur des Nahverkehrs noch einmal neu ordnen. Natürlich muss es der Anspruch sein, dass der Umstieg in den ÖPNV für viele Stahnsdorfer der logische und sinnvolle Schritt ist und so auch die Anzahl an PKWs von selbst reguliert. Fest steht für mich auch, dass die Anbindung zum S-Bahnhof über die Ruhlsdorfer Straße bzw der L77n erfolgen muss. Die Sputendorfer Straße sowie die angrenzenden Wohngebiete müssen verkehrlich weiter beruhigt werden und fungieren nur für Fußgänger und Radfahrer als Zugang zur S-Bahn.

T. Reich:
Ob der Zuzug in zehn Jahren tatsächlich so viel mehr Verkehr bringt, das kann keiner Voraussagen. Momentan leben wir in der Luxusvariante, das mindestens zwei bis drei Pkw pro Haushalt zur Verfügung stehen und diese auch gebraucht werden. Aber mit ausgereiften ÖPNV-Angeboten, gerade auch in den Ortsteilen, und eben der S-Bahn-Verbindung nach Berlin, wird das Auto in Zukunft wahrscheinlich auch einmal stehengelassen.

Wieviel kommunalen Wohnungsbau mit bezahlbaren Wohnungen wird es in Zukunft geben?

B. Albers:
Unsere Wohnungsgesellschaft hat ca. 720 Wohnungen im Bestand und für zwei konkrete Projekte mit insgesamt 50 Wohnungen Baugenehmigungen beantragt. Leider sind diese vom Landkreis verweigert worden, so dass hier derzeit Klagen zur Erlangung der Baugenehmigungen laufen. Insoweit nehmen wir erneut auch die Möglichkeit in den Blick, an der Hildegardstraße verbilligt Flächen vom Bund anzukaufen, um bezahlbare Wohnungen zu errichten.

R. Kiekebusch:
Mein Ziel ist es, dass wir in allen Quartieren, die wir neu ausweisen, über soziale Durchmischung und Angebote für jede Altersgruppe und Preisklasse diskutieren. Diese Auflagen kann man auch gegenüber Entwicklern stellen und verhandeln. Parallel müssen wir natürlich regelmäßig schauen, wie wir unsere Woges weiter stärken können, den Bestand modern halten und auch Neubau schaffen.

T. Reich:
Ich setze mich auf jeden Fall für mindestens 30 Prozent sozialverträglichen Wohnungsbau bei Neubaugebieten ein. Auch müssen gemeindeeigene Flächen vorrangig der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft zur Entwicklung zur Verfügung stehen, bevor diese anderweitig veräußert werden. Aber es gilt nicht nur den sozialen Wohnungsbau zu fördern, auch barrierefrei und generationsübergreifend müssen Neubauten sein.


4. Bürgernähe und digitale Verwaltung schließen sich einander nicht aus.
Stichpunkte z. B.:
- Mehr Online-Formulare, die auch online ausgefüllt und direkt gesendet werden können.
- Warum namenlose Verwaltung? Ansprechpartner der Fachbereiche auf der Homepage der Gemeinde angeben (wie es bei den Nachbarkommunen und generell gehandhabt wird)
- Wie definieren Sie Bürgernähe?

B. Albers:
Künftig werden wir natürlich alle Dienstleistungen des Rathauses digital anbieten, und so dass diese dann bequem auch von zu Hause nutzbar sind. Wir arbeiten daran, aber es ist nicht hilfreich, wie zögerlich das auf Landesebene vorangetrieben wird. Eigene Lösungen sind schwierig, da die Softwarehersteller immer dann mit den Schultern zucken, wenn es um die Verbindung zur Software anderer Hersteller geht. Aber wir bekommen das hin.
- Bürgernähe: Für mich ist es immer wieder wichtig zu erfahren, was die Stahnsdorferinnen und Stahnsdorfer denken. Jeder, der das will, kann mich ansprechen, wenn ich in Stahnsdorf einkaufe, tanke oder ein Eis esse. Und die Bürger tun dies auch. Natürlich bekommt auch jeder einen Termin, wenn es um konkrete Anliegen geht. Über stahnsdorf.de und Social Media informieren wir über alles im Ort. Wie die Nutzerzahlen belegen, wird dies gut angenommen. Auch die monatlichen Samstagsöffnungszeiten unseres Meldewesens gehören dazu.

R. Kiekebusch:
Das Thema E-Government steht noch ganz am Anfang. Dabei bietet die Digitalisierung enorme Chancen die Verwaltung nicht nur kostengünstiger, sondern auch effizienter zu gestalten. Gemeinden und kommunale Unternehmen, die datengetrieben arbeiten, treffen bessere Entscheidungen, Open Data und elektronische Beteiligung fördern Transparenz und Demokratie vor Ort. Und damit sich smarte Gemeinden voll entfalten können, braucht es eine Verwaltung, die als Ermöglicher und digitaler Vorreiter Lust auf Innovationen macht. Ich möchte dabei Synergien mit den Nachbargemeinden und dem Landkreis schaffen. Wir müssen in Stahnsdorf nicht immer einen Sonderweg gehen.
Jeder Bürger sollte die Ansprechpartner der Verwaltung kennen, an die er sich wenden kann, das gehört für mich zu einer transparenten und bürgernahen Verwaltung dazu.
- Bürgernähe: Das Amt des Bürgermeisters verstehe ich als Dienstleister für die Gemeinde und ihre Menschen und nicht als One-Man-Show. Deshalb möchte ich allen Stahnsdorferinnen und Stahnsdorfern ein Angebot machen, an der Gestaltung unserer Zukunft mitzuwirken. Das möchte ich über niedrigschwellige Angebote wie regelmäßige Bürgersprechstunden und Vor-Ort-Terminen erreichen.

T. Reich:
Diese Fragen sprechen mir aus der Seele! Es kann nicht sein, dass ich mir ein Formular von der Internetseite downloaden kann, es ausdrucken muss, per Hand ausfüllen um es dann wieder einzuscannen und anschließend per Mail abzusenden oder wenn nötig sogar per Post zu senden. Nicht nur das es für einen Privathaushalt eine Menge Technik voraussetzt, nein, auch die Schriften müssen von den Mitarbeitern der Verwaltung erkannt werden. Effizienter für alle Seiten ist natürlich, wenn Formulare direkt ausgefüllt und versendet werden können. Dabei dürfen wir aber auch nicht die Hilfeleistungen vergessen, für die Personenkreise, die diese Technik nicht nutzen können. Für mich wäre es auch eine meiner ersten Amtshandlungen, Ansprechpartner persönlich zu benennen. Es ist eine Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitern der Verwaltung, wenn diese persönlich angesprochen werden können, zumal wir wirklich nette und kompetente Mitarbeiter in der Verwaltung haben. Zum Stichpunkt Bürgernähe gehört für mich auch, persönliche Sprechzeiten einzuführen. Ich werden den Stahnsdorferinnen und Stahnsdorfern die Möglichkeiten geben, sich direkt mit Ihren Sorgen und Problemen an mich zu wenden, um gemeinsam eine gute Lösung zu finden.


Herzlichen Dank allen Kandidaten für Beantwortung unserer Fragen.

Zu den Websites der Kandidaten:
Bernd Albers (BfB), Richard Kiekebusch (CDU), Tina Reich (SPD)

 

(TKSzeit)


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