Fragen an die Bürgermeisterkandidaten (2)
Bürgermeisterwahl in Stahnsdorf am 3. März 2024
Im Vorfeld haben wir allen drei Kandidaten – Bernd Albers (BfB), Richard Kiekebusch (CDU), Tina Reich (SPD) – Fragen gestellt, die uns freundlicherweise beantwortet wurden.
Lesen Sie hier die Fragen und Antworten, jeweils in alphabetischer Reigenfolge der Kandidaten.
Aufgrund des Textumfangs haben wir diesen Beitrag geteilt. Heute:Teil 2.
(Teil 1 finden Sie hier.)
5. Bürgerhaus oder Bürgerhäuschen? Sind die Gebäude der Feuerwehr am Dorfplatz wirklich geeignet?
B. Albers:
Der Dorfplatz ist unser historisches Zentrum. Wo ich hinhöre, sind alle von unserem französischen Bäcker begeistert. Die Anziehungskraft unseres Dorfplatzes durch die Etablierung eines weiteren Treffpunkts zu steigern, macht Sinn. Das heißt nicht, dass wir in der Zukunft nicht einen weiteren Standort entwickeln können. In unserem Gemeindeentwicklungskonzept sind auf meinen Vorschlag nicht nur das Bürgerhaus am Dorfplatz, sondern auch ein Bürgerzentrum im S-Bahn-Umfeld enthalten. Dies ist auch deshalb bedeutsam, da dies Voraussetzung für die Beantragung von Fördermitteln ist.
R. Kiekebusch:
Die aktuelle Beschlusslage aus dem Jahr 2013 ist eindeutig. Ich möchte sehr zeitnah die Fraktionsvorsitzenden aus der Gemeindevertretung zusammen mit den Verwaltungsspitzen an einen Tisch einladen. In dieser Runde werden wir gemeinsam über die laufenden und bevorstehenden Projekte und deren Abarbeitung sprechen. Dieses Format möchte ich auch nutzen, um Projekte wie das Bürgerhaus am Dorfplatz oder die Nutzung der Villa Pardemann gemeinsam und zielorientiert zu diskutieren.
T. Reich:
Zuerst sei gesagt, dass die Gebäude der alten Feuerwehr am Dorfplatz ein wunderschöner Ort sind, mit Würde und Charakter. Aber wir müssen bedenken, es gibt unterschiedliche Eigentumsverhältnisse in den Gebäuden und der Brandschutz gibt es derzeit gar nicht her, an diese Umgestaltung zu denken. Was wir wirklich brauchen, ist ein Kultur- und Begegnungszentrum für unsere Region und hier sehe ich eher das neu zu erschließende S-Bahnumfeld als geeigneten Platz. Wir brauchen einen Ort wo u.a. Jugendweihen, Abschlussbälle oder Hochzeiten gefeiert werden können, aber auch mal ein Konzert oder eine Faschingsfeier des regionalen Karnevalsvereins stattfinden kann. In den alten Feuerwehrgebäuden sehe ich eher ein Begegnungszentrum für alle Generationen, in dem man einfach diesen Ort genießen kann.
6. Zwischen Kita- und Schul-Kindern sowie Senioren gibt es noch die Jugendlichen. Welche Angebote wird es für sie geben?
B. Albers:
Uns fehlt noch ein Raum für selbstbestimmte Jugendfreizeit. Hierzu möchte ich ein Gebäude errichten, das einen Raum beinhaltet, der von den Jugendlichen eigenverantwortlich genutzt werden kann. Es wird insbesondere für unsere Kinder und Jugendlichen immer schwieriger, in der Online-Welt zwischen Wahrheit und Unwahrheit zu unterscheiden. Hinzu kommt der Einfluss von künstlicher Intelligenz. Deshalb möchte ich der Online-Welt die gedruckten Informationen aus Büchern und Zeitschriften gegenüberstellen und unsere Bibliothek so als Medienkompetenz-Zentrum weiterentwickeln. Beides zusammen in einem Gebäude, aber räumlich getrennt. Auch dieses Projekt habe ich bereits im Gemeindeentwicklungskonzept verankert, womit es ebenfalls grundsätzlich förderfähig ist.
R. Kiekebusch:
Insgesamt brauchen wir mehr Freizeit- und Kulturangebote für die Alterskohorten 12 bis 65. Dafür gibt es mehrere Anknüpfungspunkte. Das beginnt bei dem Angebot und der Auslastung von unseren Vereinen - besonders unserer Sportvereine. Aber auch die Ausstattung von Freiräumen oder Spielplätzen. Perspektivisch wünsche ich mir einen freien und offenen Jugendclub für die ganze Region TKS. Solche Projekte sollten wir immer an die Lebensrealität und gemeinsam mit Jugendlichen erarbeiten.
T. Reich:
Die Stimme junger Menschen ist wichtig und wurde bisher selten gehört oder wahrgenommen. Die Jugendkonferenz, die vom Bürgermeister jährlich einzuberufen wäre, wurde zweieinhalb Jahre nicht durchgeführt. Sie wurde jetzt auf unsere Initiative hin wiederbelebt. Es ist mir ein besonderes Anliegen, dass junge Menschen ein dauerhaftes Beteiligungsgremium haben um eigene Ideen zu entwickeln und in unsere Gesellschaft als wirkungsvolles Mitglied zu integrieren. Es ist mir wichtig, dass junge Menschen gehört werden.
7. Wie steht es um die Finanzkraft der Gemeinde?
B. Albers:
Wir haben in den letzten Jahren ordentlich investiert. Die neue Sporthalle an der Mühlentraße mit 6 Mio. Euro, die Kita am Dahlienweg mit 8 Mio. Euro, Neubau der Lindenhof-Grundschule inkl. Parkplatz und Schulhof für 26 Mio. Euro sowie die neue Feuerwehr an der Annastraße für 10 Mio. Euro. Allein diese Zukunftsinvestitionen machen zusammen 50 Mio. Euro aus. Hinzu kommen die 1,3 Mio. Euro für den Bau der Martin-Gürtler-Str. in unserem neuen Gewerbegebiet an unserer Ortsumfahrung. Aktuell schmerzen die fast sechs Millionen Euro die wir für den Bau des TKS-Bauhofes ausgeben und so im Haushalt fehlen. Nach Fertigstellung der Lindenhof-Grundschule und der Feuerwehr in diesem Jahr werden wir ab 2025 wieder Gelder für neue Investitionen zur Verfügung haben.
R. Kiekebusch:
Der defizitäre Haushalt grenzt die finanziellen Spielräume aktuell ein. Meine Prioritäten liegen daher darin, die vorhandenen Handlungsoptionen zu nutzen. Eine dieser Optionen ist z. B. die Beschleunigung unserer Großprojekte wie den Neubau der Feuerwehr und der Lindenhofgrundschule. Je schneller wir dort fertig sind, haben wir wieder mehr Kapazitäten für Neues, etwa der Weiterentwicklung des Straßenbaus oder der nachhaltigen Ortsentwicklung. Eine weitere Option z. B. ist die langfristige Optimierung des Essens in den Kitas und Horten. Gleichzeitig müssen wir die Einnahmesituation der Gemeinde strukturell erhöhen. Stahnsdorf ist in gewisser Weise Weltmeister im Fördermittel-nicht-abrufen. Da möchte ich mit meinem Netzwerk in der Landespolitik helfen, besser zu werden. Außerdem hilft uns eine gut vernetzte Wirtschaftsförderung und neue Ausweisung von Gewerbeflächen. Meine Erfahrung als langjährige Gemeindevertretung ist, dass es viele Schwachstellen gibt, deren Beseitigung schlicht eine Frage des Wollens ist und nicht eine Frage des Geldbeutels.
T. Reich:
Auf den Punkt gebracht – schlecht! Die gerade im Bau befindlichen Großprojekte wie Lindenhof-Campus und neue Feuerwehr werden nach Fertigstellung alle Rücklagen aufgebraucht haben. Fördermittel wurden in der Vergangenheit nur selten abgerufen. Seit über zwei Jahren hat die Gemeinde die Position des Kämmerers nicht besetzt und schlimmer noch, diese wichtige Stelle ist befristet für ein Jahr (!) ausgeschrieben. Jahresabschlüsse wurden seit 2017 nicht mehr erstellt. Ab 2025 droht aus diesem Grunde die Zwangsverwaltung durch den Kreis. Hier gilt es als Erstes eine Haushaltsprüfung vorzunehmen, welche Gelder denn tatsächlich zur Verfügung stehen und ganz wichtig, den Aufbau der Wirtschaftsförderung wieder voranzutreiben.
8. Welche Möglichkeiten sehen Sie, aktive Ehrenamtliche mehr zu unterstützen bzw. weitere Ehrenamtliche für verschiedene Bereiche zu gewinnen?
B. Albers:
Als Form der Anerkennung haben wir ja den Ehrenamtstag ins Leben gerufen, bei dem wir jährlich die Stahnsdorfer Ehrennadel verleihen. Letztlich ist Anerkennung ein wichtiger Bestandteil der Motivation. Durch die Bereitstellung von zielgerichteter Unterstützung lässt sich am meisten erreichen. Was im Einzelfall fehlt bzw. den besten Effekt erzielt, wissen die Ehrenamtlichen selbst am besten. Hier sind wir immer offen und unterstützen gerne.
R. Kiekebusch:
Ehrenamtliches Engagement ist der Nukleus unserer Gesellschaft – besonders in unseren ländlichen Strukturen. Ich möchte mich regelmäßig mit unseren Vereinen austauschen, um rechtzeitig zu wissen, wo der Schuh drückt. Dazu kann ich mir gut vorstellen, dass wir in der Verwaltung eine zentrale Anlaufstelle für Ehrenamtliche, Vereine und Sozialraum Fragen schaffen.
T. Reich:
Das Ehrenamt ist die Stütze unserer Gesellschaft, ohne Ehrenamtliche wären viele Bereiche gar nicht denkbar. Abgesehen von Feuerwehr, THW, Sanitätern sind es die Ehrenamtlichen, die die Chroniken zusammen tragen um die Geschichte des Ortes zu wahren oder gegenseitige Unterstützung für Jung und Alt organisieren. Gerade kleine Vereine ob Sport oder Kultur leben von den Ehrenamtlichen. Mit der Ehrenamtsnadel hat Stahnsdorf schon eine gute Plattform, aber ich möchte, dass diese erweitert wird. Wir haben z.B. Jugendliche, die sich engagieren, die aber derzeit keine Ehrungen erfahren – wir haben Lebenswerke oder einfach nur den Trainer, der seine Freizeit jeden Tag auf dem Platz verbringt, die Liste ist lang. Was aber nicht sein kann, so wie geschehen, dass Vereine nicht zur Verleihung der Ehrenamtsnadel eingeladen wurden. Ich bin mir sicher, wenn wir die Wertschätzung des Ehrenamts erhöhen, werden wir Weitere gewinnen. Da ich mich selbst ehrenamtlich u.a. bei der Tafel engagiere, weiß ich, dass man sich auch mal über ein Danke freut.
Zum Schluss vier Fragen zu Ihrer Person:
1. Ihr Lieblingsautor?
2. Ihr Lieblingstier?
3. Ihr Lieblingsessen/-gericht?
4. Ihre Lieblings-(Fernseh)-Serie?
B. Albers:
1. Ich lese gerne (Auto)-Biografien. Die letzte war eine über Dieter Hallervorden.
2. Unser Kater.
3. Das kann ich gar nicht so genau sagen. Wenn ich im Riesengebirge bin, auf alle Fälle Ente mit Kraut und Knödeln.
4. „Diener des Volkes“ derzeit leider nur bei Netflix zu sehen.
R. Kiekebusch:
1. Joseph von Eichendorff und Micky Beisenherz
2. Schwäne vom Güterfelder See
3. Königsberger Klopse
4. Gefragt, Gejagt
T. Reich:
1. Einen direkten Lieblingsautor habe ich nicht, ich lese gern Krimis die Geschichte, Orte und wahre Begebenheiten mit ein bisschen Fantasie verbinden.
2. Katze, im Prinzip mag ich alle Tiere. Meine beiden Katzen stammen aus einem Straßenprojekt, und wir sind jeden Tag aufs Neue dankbar, dass wir uns haben.
3. Ein anständiges Schnitzel mit Bratkartoffeln.
4. Ich bin nicht so der Fernsehmensch, aber wenn, darf es auch mal ein Tatort sein.
Herzlichen Dank allen Kandidaten für Beantwortung unserer Fragen.
Zu den Websites der Kandidaten:
Bernd Albers (BfB), Richard Kiekebusch (CDU), Tina Reich (SPD)
(TKSzeit)
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